Mindestenssechszeichen...keine Panik!

Pure Neugier?

14. Juli 2012 von Yhoko
Der Name Peter Molyneux steht für grosse Spieleklassiker wie Magic Carpet, Populous, Syndicate, Theme Park und Dungeon Keeper. Auch unter dem Namen Lionhead Studios schuf er mit Black & White, The Movies und Fable drei Spieleserien, die zwar gut ankamen, seinen ausschweifenden Versprechungen jedoch nie wirklich gerecht wurden. Nun versucht Molyneux erneut mit viel Dampfplauderei 22 Experimente durchzuführen, von denen das erste Curiosity Cube heisst. Der Name ist dabei Programm.
Mit seinem prestigeträchtigen Curiosity Cube will Peter Molyneux bis zu einer Million Spieler gleichzeitig verar... pardon, bedienen. Die Idee ist denkbar simpel; man nehme ein kubisches Spielfeld bestehend aus 60 Millionen kleinen Einzelwürfeln, von denen einer im Zentrum das Ziel darstellt. Abgebaut wird per Mausklick; um die Sache zu beschleunigen stelle man für ein paar Dollar Werkzeuge zur Verfügung, mit denen jeweils 10 bzw. 100 Würfel gleichzeitig abgebaut werden. Die nötige Medienbrisanz schaffe man zudem mit einem einmaligen Werkzeug für 50'000 Dollar, dass 1'000 Würfel pro Klick abbaut. Wäre ja ein schöner Nebenverdienst, wenn das einer kaufte (Notch, der Macher von Minecraft, wäre dafür ein guter Kandidat).

Nun stellt sich die Frage, warum man so viel Zeit, Mühe und sogar Geld investieren sollte, um diesen einen Würfel zu finden. Denn von Anfang an ist klar, dass es nur diesen einen Gewinner gibt - sicher wird der eine oder andere seine Freude daran haben, Muster und Figuren in den virtuellen Block zu meisseln (bzw. die Werke der anderen zu zerstören) aber am Ende gibt es eben nur ein einziges Ziel. Warum also sollte man dem nacheifern? Ganz einfach: Peter hat gesagt, dass etwas wahnsinnig wichtiges und wertvolles auf den Gewinner warte. Das muss man natürlich kriegen! Allerdings soll diese grossartige Sache auch nur dem Gewinner selbst angezeigt werden. Es sei dann ihm überlassen, was er damit macht. Riecht schon jemand den Braten?
Mal angenommen Molyneux hätte tatsächlich eine "lebensverändernde" Sache und er hätte diese auch wirklich in seinem Würfel versteckt (man munkelt, es sei eine Botschaft) und einer würde diese irgendwann freischalten - was könnte er damit anfangen? Im Internet damit angeben? Keiner würde ihm glauben (Photoshopped! Fake! Lol!). Und vor allem; wäre er wirklich zufrieden mit dem Lohn seiner Mühe? Was, wenn nicht? Ohne Frage kann sich Peter kein derartiges Fiasko leisten. Aber keine Sorge, daran hat er natürlich gedacht. Um genau zu sein ist meiner Ansicht nach gar nichts in dem Würfel versteckt. Wozu auch? Schon bald nach dem Start werden die ersten Leute behaupten, den heiligen Gral gefunden zu haben. Kann ja schliesslich keiner nachprüfen. Und diese werden (nebst zahlreichem Blödsinn) nach Kräften versuchen, etwas wirklich "lebensveränderndes" zu finden, mit dem sie ihre Glaubwürdigkeit untermauern können. Der eine wird vielleicht einen schlauen Spruch finden, der andere ein wundervolles Bild oder ein tiefsinniges Gedicht. Und vielleicht wird tatsächlich einer das erfinden, was Molyneux uns versprochen hat, und damit wäre er der wahre Gewinner des "Curiosity Cube", richtig? Falsch, denn das ist von Anfang an Molyneux selbst, der die Teilnehmer insgeheim für sich arbeiten lässt und nur darauf wartet, was sie sich alles ausdenken werden. Wenn es bei dem Experiment wirklich um Neugier geht, dann nur in diesem Sinne.

...oder das alles ist nur wilde Spekulation ;-) Später sollen übrigens noch 21 weitere Experimente folgen, man darf also gespannt bleiben.

Nachtrag: Wie sich mittlerweile herausstellte, wurde der Cube von Bryan Henderson geknackt und im Inneren befand ich ein knapp 5-minütiges Video von Peter Molyneux, in dem er ihm gratulierte und zwei grosse Versprechen äusserte: Erstens soll er der "Gott aller Götter" in Molyneux' nächstem Spiel Godus werden und zweitens soll er doch tatsächlich eine Gewinnbeteiligung erhalten. Nicht ganz so "life changing" wie erhofft, aber immerhin.

Nachtrag 2: Es ist nun 2015 und im Netz häuft sich der Unmut über das Vorgehen von 22 cans, der Firma hinter dem Curiosity Cube. Keines der beiden Versprechen wurde bislang eingelöst; weder gibt es in Godus irgendwelche Multiplayer-Funktionen noch hat Bryan auch nur einen Cent erhalten. Der Gipfel ist jedoch, dass Bryans E-Mails von den 22 cans (von denen viele längst nicht mehr dort arbeiten) regelrecht ignoriert werden. Was Peter Molyneux in letzter Zeit veranstaltet ist bloss noch ein einziges Trauerspiel. Falls er mit "life changing experience" für Bryan das Erlebnis einer grossen Enttäuschung gemeint hatte, ist dies aber sicherlich gelungen.


Kommentar schreiben

Name:
E-Mail:
Beitragstext: