Mindestenssechszeichen...keine Panik!

Der Ursprung

16. November 2010 von Yhoko
Wo kommen wir eigentlich alle her? Ich meine natürlich nicht uns sondern das Universum und alles was dazugehört, wieso existiert das überhaupt und was war vorher? Das Gebiet ist deshalb so interessant, weil man prinzipbedingt nur darüber spekulieren kann und genau das will ich jetzt mal tun.

Für die einen war es Gott, der die Welt und alles erschaffen hat. Okay, das Märchen aus der Kirche ist ziemlich unglaubwürdig, von wegen die Erde wurde in 7 Tage geschaffen und der Mensch aus dem Paradies vertrieben. Möp. Mit so einer Geschichte holt man vielleicht kleine Kinder ans Lagerfeuer, aber in einer wissenschaftlichen Welt hat das eigentlich nichts verloren. Dabei ist die Frage, ob es einen Gott gibt, durchaus wissenschaftlich relevant. Denn genau jener Gott wäre eine gute Erklärung dafür, was vor dem Universum war. Die Problematik ist klar; wie soll man erfahren, was vor der Existenz war? Womöglich sogar vor der Zeit? Das sind Dinge, die der menschliche Verstand vielleicht nie begreifen wird.

Nehmen wir als Beispiel die Urknall-Theorie. Die Sterne und Galaxien bewegen sich auseinander, das haben wir beobachtet - also müssen sie vor langer Zeit nahe beisammen gewesen sein. Wir können (oder zumindest behaupten wir das) sogar recht genau berechnen, wann das war und wie viel Energie dabei freigesetzt wurde und so weiter. Viel spannender aber ist doch die Frage, was vorher war. Nichts? Aber wie kann "Nichts" explodieren und so viel Energie und Materie schaffen?

Ich beantworte diese Problematik mit einer Wahrscheinlichkeit. Wie wahrscheinlich ist es, dass aus "Nichts" ein rosa Elefant entsteht? Oder ein ganzes Universum? Gleich Null? Wirklich? Die Forschung hat erwiesen, dass man dem Nichts kurzzeitig Energie entnehmen kann. Zwar nur sehr kurz, aber es klappt (Stichwort: Nullpunktenergie). Schon diese Tatsache ist zumindest für meinen Verstand ziemlich unvorstellbar, aber bei genauer Betrachtung ist das auch nicht unwahrscheinlicher als eine Schwerkraft, die uns auf einem riesigen Klumpen aus Dreck, der um einen noch gewaltigeren Feuerball kreist, festhält. Bleiben wir also beim eigentlichen Thema und akzeptieren die Dinge, die sich beobachten lassen, auch wenn wir die tiefere Mechanik dahinter nicht verstehen.

Unter der Prämisse, dass man Energie aus dem Nichts "ausleihen" kann, sieht die Fragesstellung schon ganz anders aus. Okay, rosa Elefanten sind wirklich unwahrscheinlich, aber schliesslich war der Urknall ja auch nichts weiter als eine grosse Explosion. Quasi reine Energie, die sich von einem Punkt aus ausgebreitet hat. Allerdings in einer völlig anderen Grössenordnung, als man das von der Nullpunktenergie her kennt. Und offenbar geschah das nur dieses eine Mal und danach nie wieder (zumindest biesher).

Also, wie wahrscheinlich ist sowas? Dass aus dem Nichts an einem einzigen Punkt eine gar unvorstellbare Menge Energie ausgeborgt wird? Eins zu... unendlich? Zur Erinnerung: Unendlich ist grösser als wir uns überhaupt vorstellen können und dann nochmal ein ganzes Stück mehr. Das ist so unglaublich unwahrscheinlich, dass es eigentlich gar nicht sein kann. Allerdings gab es vor dem Universum ja nichts und ich wette, diese Periode hat unendlich lange gedauert. Und damit wäre die Chance für obige Annahme durchaus im plausiblen Rahmen.

Man könnte also sagen, wir sind alle nur aus dem Nichts geschnitten und das alles war ein einziger, einmaliger, purer Zufall. Bleibt also nur noch offen, ob das, was wir Gott nennen, in Wahrheit der Zufall selbst ist. Und ob der Zufall wirklich zufällig ist, ist auch in der Wissenschaft bislang eine reine Glaubensfrage.

Kommentar

Kaeru / 13.12.2010
In "Eine kurze Geschichte der Zeit" beschreibt Hawking Einsteins Postulation der Singularität als Ausnahmefall der Relativitätstheorie als äußerst problematisch. In dem Zuge postuliert er eine alternative Erklärung: Ein n-dimensionales Universum kann in einer n+2-dimensionalen Umgebung eine Polsituation durchlaufen.
Bildhaft vorstellbar wird es, wenn wir es wieder einmal auf die untersten Dimensionen reduzieren: Ein Ring(1), der sich auf der Oberfläche(2) einer Kugel(3) bewegt (parallel zu seiner Mittelachse, also als ob der Äquator die Längengrade nach oben rutscht bis über den Pol), kann über den Pol schwappen und dabei den Radius Null annehmen ohne tatsächlich inexistent zu werden.

Ich selber habe dazu auch noch zwei Gedankengänge:

- In einem sich ausdehnenden Universum nimmt die Enthropie zwangweise zu, das bedeutet dass sich die Energie und ihre Erscheinungsformen immer gleichmäßiger verteilen. Wenn jetzt allerdings Ausdehnung an sich und damit auch der Raum durch die beobachtbaren Unterschiede zwischen A und B definiert wird, verschwindet ihre Bedeutung in dem Moment wo die Enthropie gegen unendlich geht. Ein unendlich ausgedehntes Universum besitzt also keine Unterschiede mehr und hat folglich gleichzeitig die Ausdehnung Null, ohne dass Irgendetwas seines Inhalts verloren gegangen ist.

- Die (zwangsweise) Materiezunahme eines Schwarzen Loches bewirkt gleichzeitig eine zunahme der Gravitation und damit auch eine zunehmende Krümmung der Raumzeit (Stichwort: Ereignishorizont). Erreicht diese Krümmung einen gewissen Maximalwert (unendlich?), sollte sich die Raumzeit des SL eigentlich vom Restlichen Universum trennen. Diese neue Raumzeit ist in sich abgeschlossen, hat theorethisch die Ausdehnung Null (weil ihre Krümmung unendlich ist), aber enthält trotzdem Alles, was jemals in dieses Schwarze Loch gefallen ist. Wenn sie jetzt für sich expandiert, fängt sie bei Null an enthält aber dennoch genug von Allem.

In diesem Sinne: Seid euch immer sicher, wo euer Handtuch ist.

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