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Wozu eigentlich Zählpixel?

7. November 2023 von Yhoko
Vor einigen Jahren, als das WWW noch von privaten Geocities- und Beepworld-Websites überflutet war, gab es ein interessantes Phänomen: Webcounter. Jede hatte einen, oder auch mehrere. Ich selbst hatte damals einen von Goweb installiert, weil die Anmeldung unkompliziert war und mir die Darstellung der Zahlen gefiel. Anfangs waren die Dinger nur statische Bilder, später kamen auch animierte Counter oder gar solche mit Live-Update hinzu. Auf privaten Websites schmeicheln die immer wachsenden Zahlen dem Ego, bei Werbekampagnen lässt sich so der Erfolg einigermassen messen. Quasi eine erste Form der passiven „Views“, die bis heute eine massgebliche Rolle spielt – wenngleich die aktiven „Likes“ um Grössenordnungen mehr Bedeutung haben. Irgendwann stellt man jedoch fest, dass diese externen Zähler, heute besonders verbreitet als „Google Zählpixel“, nicht nur überflüssig sondern auch schädlich sind.

Wie funktioniert das eigentlich?

Man kann sich einen Webserver als Kiosk vorstellen. Der Besucher stellt sich an die Theke und bietet um eine Webseite, sagen wir „www.yhoko.com“. Der Roboter schaut kurz nach, ob diese Adresse vorhanden ist, und gibt dem Besucher die entsprechende Seite heraus. Bereits hier stellen wir fest, dass der Kiosk genau weiss, „Wer / Wann / Was“ abgerufen hat (wobei mit „wer“ die IP-Adresse und ein paar Details zum Betriebssystem gemeint sind).

Dasselbe mit einem Zählpixel. Der Besucher verlangt erneut nach einer Webseite, der Roboter schaut nach und liefert die Seite aus – auch hier sind die besagten Statistiken zu diesem Zeitpunkt schon erfasst. Doch diesmal klebt auch noch eine Wanze mit am Papier. Diese wird aktiv und übermittelt dem Mutterkonzern die genannten Angaben nach Hause, indem sie selbst kurz rüber zum Google-Kiosk funkt und ausplaudert, welche Adresse der Besucher gerade aufgerufen hat (technisch ausgedrückt: der Pixel in Form einer winzigen Grafik wird vom Google-Server geladen).

Man merkt sicherlich schon beim Lesen, dass mit dem Zählpixel nicht nur ein Doppelter Aufwand (zwei Verbindungen statt einer) sondern auch gewisse Unwägsamkeiten verbunden sind. Was, wenn der Besucher einen Werbeblocker verwendet (Wanze ist zugeklebt)? Oder wenn die Verbindung zu Google gerade unterbrochen ist (Mobilfunk, man kennt's)? Oder wenn der Besucher so schnell den nächsten Link anklickt, dass der Pixel am Ende der Seite nicht geladen wird? In jedem Fall würde dieser Aufruf der Webseite nicht mitgezählt.

Selbstverständlich fallen solche Verbindungsversuche heutzutage kaum mehr ins Gewicht und die paar „verpassten“ Aufrufe gehen in der Statistik unter – es geht mehr ums Prinzip dieser passiven Zählmethode.

Warum also Zählpixel?

Aus meiner Sicht gibt es 3 wesentliche Gründe, warum dieser Zählpixel dennoch das halbe Netz befallen:
Erstens muss man wissen, dass es auch anders geht. Gerade neue Admins kennen vielleicht nur den „Google Zählpixel“, sind zufrieden damit und schauen gar nicht erst über den Tellerrand.
Zweitens sind die Zählpixel sehr bequem in der Handhabung. In wenigen Sekunden hat man den Code integriert und schon erhält man grafische Statistiken, aufgeschlüsselt nach Uhrzeit, Herkunftsland, Betriebssystem, Auflösung, usw.
Und drittens haben viele, allen voran hobbymässige Website-Betreiber, gar nicht die Möglichkeit, auf die Statistiken des eigenen Servers zuzugreifen. Dies gilt insbesondere, aber keinesfalls nur, für Billig- und Gratishoster. Mit anderen Worten: Rückt der eigene Kiosk die Daten nicht heraus, bleibt eben nur die indirekte Zählmethode mit dem unsichtbaren Pixel.

Fazit

Zählpixe sind bequem aber in vielen Fällen unnötig. Ich hoffe, diese kleine Aufklärung hat ein paar Augen geöffnet und sorgt vielleicht sogar für ein paar Abmeldungen bei den grossen Anbietern von Zählpixeln. Das Internet dankt dafür.

Yhoko

Kommentar

Deralte / 07.11.2023
zaehlpixel++ #^_^

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