Hunde, Helden und Hochzeiten III
7. Juni 2011 von Yhoko
Anders als sein Vorgänger wurde Fable 3 nun endlich auch für PC veröffentlicht, wobei die Konsolenversion grafisch leicht aufpoliert wurde (inhaltlich entspricht sie der XBox-Version). Derartige Portierungen können sich als schwierig erweisen, insbesondere wenn die Erwartungen der Fans so gross sind wie hier.
Fable 3 entführt den Spieler in eine Welt voller Quests und Immobilien, anders kann mans kaum ausdrücken. Nach der Erforschungsphase eines Gebiets (welches man durchkämmt, um die versteckten Truhen, Schlüssel, Gartenzwerge, etc. zu finden) verwendet man nur noch die Teleportfunktion der Karte, um von Questgeber zu Questtziel und wieder zurück zu reisen. Innerhalb der Gebiete wird man zudem von einer Leuchtspur immer direkt zum nächsten Ziel geführt, verirren gibts in dem Spiel nicht. Was jetzt ziemlich abgedroschen klingt, ist aber nicht das wahre Gesicht des Spiels sondern bezieht sich hauptsächlich auf die zahlreichen Zufalls- und Nebenquests, die einem die Dorfbewohner so geben. Lobenderweise muss ich sagen, dass Lionhead sich hier und dort wirklich hübsche Dinge hat einfallen lassen, wie die bereits erwähnten Gartenzwerge, die den Spieler (übrigens sehr gut vertont) beleidigen, um auf sich aufmerksam zu machen, oder die Hühner, die anfangs sehr zum Gag erzwungen wirken, aber spätestens wenn man das "Hühnerlied" hört doch eine sehr witzige Figur abgeben. Weitere Beispiele sind ein kleines D&D-Style Abenteuer mit dem Spieler als Hauptfigur, sowie witzige Bücher und zahlreiche Anspielungen, etwa auf den "Anhalter", unzählige Namen und Portal. Viel Mühe haben sich die Jungs auch mit der Reise nach Aurora (Wüstenlandschaft) gegeben; die Wüste ist sehr hübsch umgesetzt und dort wird auch erstmals die wahre Bedrohung vorgestellt, welche ich als gut gelungen und hübsch inszeniert empfand.
Hat der Spieler es erst einmal zum König oder zur Königin geschafft, wird diese Bedrohung thematisiert und was mir dabei sehr gut gefallen hat, sind die Tagesgeschäfte im Königshaus. Man erhält jeweils einen Terminplan und muss einige Entscheidungen treffen, welche direkten Einfluss auf die Welt haben - etwa, ob man einen hübschen See trockenlegen will, um dort eine Mine zu errichten. Dies tut man übrigens, um das nötige Geld zusammenzukratzen, um damit eine Armee gegen die Bedrohung aufzustellen; wer also nicht fleissig in Immobilien investiert und sonstwie Geld gesammelt hat, muss sich spätestens da nochmal genau überlegen, ob es wirklich im Budget liegt, auf der guten Seite zu spielen. Freilich hat man als böser Herrscher auch die Wahl, alles Geld aus der Staatskasse in den eigenen Beutel zu schaufeln und alle Versprechen zu brechen, die man im Laufe der Hauptstory den Leuten gegeben hat, um deren Unterstützung bei der Besteigung des Throns zu erlangen. Statt Geschenke erhält man dann Schutzgeld von der Bevölkerung und wie immer ändert sich auch das Aussehen der Spielfigur entsprechend der Gesinnung.
Neben der Hauptstory bietet Fable 3 dem Spieler zahlreiche Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben, so kann man beispielsweise alle Nase lang einen (bedeutungslosen) Schatz ausgraben, seine Häuser mit diversen Möbeln einrichten, die Spielfigur einkleiden, wie üblich jeden NPC bezirzen und heiraten (oder beleidigen) und letztlich eine Familie gründen (oder auch mehrere). Abgesehen vom Spass an der Freude hat das aber keinen Einfluss auf das Spiel. Immobilien sind Geldquellen, Dorfbewohner sind optionale Questgeber und die Landschaften beinhalten einige Items, die gefunden werden wollen, aber nicht müssen - bis auf die Hauptstory wird Fable doch sehr stark auf diese Tatsachen reduziert.
Die Schattenseiten von Fable 3 kann man im Laufe des Spiels leicht ausblenden, ich versuche sie nun aber dennoch in Worte zu fassen. An erster Stelle muss die grosse Enttäuschung des Endboss-Kampfes genannt werden. Nach einer kurzen Metzel-Strecke taucht der Boss auf, wird wie jeder andere Gegner vermöbelt und nach wenigen Minuten ist das Ganze auch schon wieder vorbei. Hm. Es gibt Spiele, da besiegt man den Endboss und dann verwandelt er sich in einen noch härteren Gegner und mit etwas Glück wird das sogar nochmal wiederholt - Chrono Trigger glänzt hier als anbetungswürdiger Klassiker in jeder Hinsicht und Lionhead hätte gut daran getan, sich das als Vorbild zu nehmen. Ein weiteres, nennenswertes Versäumnis sind die zufälligen Aussagen der Stadtbewohner, die zum Teil doch arg zusammengewürfelt wirken. Besonders ist mir da aufgefallen, dass die Leute im Schloss wahnsinnig überrascht und erstaunt sind, wenn man ihnen dort als Königin begegnet. Ein richtiger Patzer war dabei meine virtuelle Tochter (also technisch gesehen die Prinzessin), die vor mir stand und sagte, ich zitiere, "Wow, die Königin! Das muss ich Mama sagen" - kein Einzelfall, sagt sie dauernd. Oder wenn man beim Markt Nahrung kauft und sie direkt isst (die Option kriegt man direkt beim Kauf) sagen die Leute Dinge wie "Hey, die Hexe heilt sich selbst!" oder sogar "Sich mit Magie zu heilen ist unfair!" - bei Fable sind Karotten also magisch. Lustig auch, dass das königliche Schloss mit 2 Kindern voll besetzt ist; mehr kann man dort nicht unterbringen. Abgerundet wird das Bild durch kleine Lästigkeiten, die ich jetzt nicht im Detail aufzählen möchte, weil man während des Spielens gut über sie hinwegsehen oder gar damit umgehen kann, aber sie sind definitiv vorhanden.
Anders als diese kleinen Patzer geht das Spiel aber nicht halb so weit unter die Haut, wie Lionhead das gerne hätte. Bereits nach 5 Minuten Spielzeit muss man z.B. entscheiden, ob man lieber seine(n) Anvertraute(n) oder einige Dorfbewöhner opfern möchte - der Bezug zu diesem Charakter schwankt in dem Moment aber noch um den Nullpunkt. Man hat (Vorsicht; Spoiler) auch versucht, den Endbosskampf insofern tragisch zu machen, dass der Gegner in den Körper eines treuen Begleiters schlüpft, was aber nicht wirklich Gefühle auslöst - besagte Person leitet den Spieler zwar während des Abenteuers von Hauptquest zu Hauptquest, davon abgesehen entsteht aber kein grosser Bezug zu ihm. Beinahe vergessen hätte ich jetzt sogar den Hund, den man von Anfang an mit sich führt und der im Wesentlichen auf Schätze und Schatztruhen hinweist, damit man nicht selbst alles absuchen muss, und bewusstlose Gegner tötet, damit man das nicht selbst tun muss. Das Hundchen ist sehr gut und lebhaft animiert und erweckt manchmal den Eindruck, die Entwickler hätten mehr Zeit mit ihm verbracht als mit wirklich wichtigen Dingen. Der tierische Freund ist nämlich für das Spiel kaum relevant und wird in keinem einzigen Quest thematisiert (also ehrlich, Lionhead, eine kleine Entführung des Hundes hätte den Spieler zehnmal mehr gepackt als über Leben und Tod eines unbedeutenden Banditenkönigs zu entscheiden, nachdem man seine Leute alle zur Strecke gebracht hat).
Unterm Strich ist Fable 3 ein gutes, wie üblich eher action- statt rollenspiellastiges Spiel und ein anständiger Nachfolger des ersten Teils - Fable 2 war leider nur auf Konsole erhältlich, weswegen ich darüber keine Aussage treffen kann und es auch nicht zur Reihe dazuzähle, obwohl es natürlich storytechnisch die Lücke schliessen würde. Allerdings ist auch Fable 3 zuerst auf Konsole erschienen und ich habe den Eindruck, dass man die 6 Monate Verzögerung bis zum PC-Release nur für optische Verbesserungen und technische Anpassungen genutzt hat. Bereits nach einigen Stunden Spielzeit hätte eventuellen Testern dies und jenes auffallen müssen und man hätte wesentlich mehr aus dem Spiel herausholen können, als letztendlich dargeboten wird. Schade! Traurigerweise ist dieses Bild eines stellenweise herausragenden, andernorts aber wieder sehr dünn geratenen Spiels bezeichnend für Lionhead und Peter Molyneux (der uns weiterhin aus den Zeiten von Magic Carpet, Theme Park, Populous und Syndicate in guter Erinnerung bleiben wird).
Hat der Spieler es erst einmal zum König oder zur Königin geschafft, wird diese Bedrohung thematisiert und was mir dabei sehr gut gefallen hat, sind die Tagesgeschäfte im Königshaus. Man erhält jeweils einen Terminplan und muss einige Entscheidungen treffen, welche direkten Einfluss auf die Welt haben - etwa, ob man einen hübschen See trockenlegen will, um dort eine Mine zu errichten. Dies tut man übrigens, um das nötige Geld zusammenzukratzen, um damit eine Armee gegen die Bedrohung aufzustellen; wer also nicht fleissig in Immobilien investiert und sonstwie Geld gesammelt hat, muss sich spätestens da nochmal genau überlegen, ob es wirklich im Budget liegt, auf der guten Seite zu spielen. Freilich hat man als böser Herrscher auch die Wahl, alles Geld aus der Staatskasse in den eigenen Beutel zu schaufeln und alle Versprechen zu brechen, die man im Laufe der Hauptstory den Leuten gegeben hat, um deren Unterstützung bei der Besteigung des Throns zu erlangen. Statt Geschenke erhält man dann Schutzgeld von der Bevölkerung und wie immer ändert sich auch das Aussehen der Spielfigur entsprechend der Gesinnung.
Neben der Hauptstory bietet Fable 3 dem Spieler zahlreiche Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben, so kann man beispielsweise alle Nase lang einen (bedeutungslosen) Schatz ausgraben, seine Häuser mit diversen Möbeln einrichten, die Spielfigur einkleiden, wie üblich jeden NPC bezirzen und heiraten (oder beleidigen) und letztlich eine Familie gründen (oder auch mehrere). Abgesehen vom Spass an der Freude hat das aber keinen Einfluss auf das Spiel. Immobilien sind Geldquellen, Dorfbewohner sind optionale Questgeber und die Landschaften beinhalten einige Items, die gefunden werden wollen, aber nicht müssen - bis auf die Hauptstory wird Fable doch sehr stark auf diese Tatsachen reduziert.
Die Schattenseiten von Fable 3 kann man im Laufe des Spiels leicht ausblenden, ich versuche sie nun aber dennoch in Worte zu fassen. An erster Stelle muss die grosse Enttäuschung des Endboss-Kampfes genannt werden. Nach einer kurzen Metzel-Strecke taucht der Boss auf, wird wie jeder andere Gegner vermöbelt und nach wenigen Minuten ist das Ganze auch schon wieder vorbei. Hm. Es gibt Spiele, da besiegt man den Endboss und dann verwandelt er sich in einen noch härteren Gegner und mit etwas Glück wird das sogar nochmal wiederholt - Chrono Trigger glänzt hier als anbetungswürdiger Klassiker in jeder Hinsicht und Lionhead hätte gut daran getan, sich das als Vorbild zu nehmen. Ein weiteres, nennenswertes Versäumnis sind die zufälligen Aussagen der Stadtbewohner, die zum Teil doch arg zusammengewürfelt wirken. Besonders ist mir da aufgefallen, dass die Leute im Schloss wahnsinnig überrascht und erstaunt sind, wenn man ihnen dort als Königin begegnet. Ein richtiger Patzer war dabei meine virtuelle Tochter (also technisch gesehen die Prinzessin), die vor mir stand und sagte, ich zitiere, "Wow, die Königin! Das muss ich Mama sagen" - kein Einzelfall, sagt sie dauernd. Oder wenn man beim Markt Nahrung kauft und sie direkt isst (die Option kriegt man direkt beim Kauf) sagen die Leute Dinge wie "Hey, die Hexe heilt sich selbst!" oder sogar "Sich mit Magie zu heilen ist unfair!" - bei Fable sind Karotten also magisch. Lustig auch, dass das königliche Schloss mit 2 Kindern voll besetzt ist; mehr kann man dort nicht unterbringen. Abgerundet wird das Bild durch kleine Lästigkeiten, die ich jetzt nicht im Detail aufzählen möchte, weil man während des Spielens gut über sie hinwegsehen oder gar damit umgehen kann, aber sie sind definitiv vorhanden.
Anders als diese kleinen Patzer geht das Spiel aber nicht halb so weit unter die Haut, wie Lionhead das gerne hätte. Bereits nach 5 Minuten Spielzeit muss man z.B. entscheiden, ob man lieber seine(n) Anvertraute(n) oder einige Dorfbewöhner opfern möchte - der Bezug zu diesem Charakter schwankt in dem Moment aber noch um den Nullpunkt. Man hat (Vorsicht; Spoiler) auch versucht, den Endbosskampf insofern tragisch zu machen, dass der Gegner in den Körper eines treuen Begleiters schlüpft, was aber nicht wirklich Gefühle auslöst - besagte Person leitet den Spieler zwar während des Abenteuers von Hauptquest zu Hauptquest, davon abgesehen entsteht aber kein grosser Bezug zu ihm. Beinahe vergessen hätte ich jetzt sogar den Hund, den man von Anfang an mit sich führt und der im Wesentlichen auf Schätze und Schatztruhen hinweist, damit man nicht selbst alles absuchen muss, und bewusstlose Gegner tötet, damit man das nicht selbst tun muss. Das Hundchen ist sehr gut und lebhaft animiert und erweckt manchmal den Eindruck, die Entwickler hätten mehr Zeit mit ihm verbracht als mit wirklich wichtigen Dingen. Der tierische Freund ist nämlich für das Spiel kaum relevant und wird in keinem einzigen Quest thematisiert (also ehrlich, Lionhead, eine kleine Entführung des Hundes hätte den Spieler zehnmal mehr gepackt als über Leben und Tod eines unbedeutenden Banditenkönigs zu entscheiden, nachdem man seine Leute alle zur Strecke gebracht hat).
Unterm Strich ist Fable 3 ein gutes, wie üblich eher action- statt rollenspiellastiges Spiel und ein anständiger Nachfolger des ersten Teils - Fable 2 war leider nur auf Konsole erhältlich, weswegen ich darüber keine Aussage treffen kann und es auch nicht zur Reihe dazuzähle, obwohl es natürlich storytechnisch die Lücke schliessen würde. Allerdings ist auch Fable 3 zuerst auf Konsole erschienen und ich habe den Eindruck, dass man die 6 Monate Verzögerung bis zum PC-Release nur für optische Verbesserungen und technische Anpassungen genutzt hat. Bereits nach einigen Stunden Spielzeit hätte eventuellen Testern dies und jenes auffallen müssen und man hätte wesentlich mehr aus dem Spiel herausholen können, als letztendlich dargeboten wird. Schade! Traurigerweise ist dieses Bild eines stellenweise herausragenden, andernorts aber wieder sehr dünn geratenen Spiels bezeichnend für Lionhead und Peter Molyneux (der uns weiterhin aus den Zeiten von Magic Carpet, Theme Park, Populous und Syndicate in guter Erinnerung bleiben wird).
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