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18. Dezember 2010 von Yhoko
Soziale Netze wickeln sich um jeden, der auch nur einigermassen im digitalen Raum lebt. Die Kommunikation macht dabei einen Sprung nach vorne und reale Distanzen werden virtuell immer besser überwunden. Dass diese Systeme an ihren Mitgliedern bares Geld verdienen und sie mental beeinflussen können, ist jedoch den Wenigsten bewusst.
Sozial ist in. Sozial ist gut. Sozial ist Facebook.
Mark Zuckerberg hat eine klare Vorstellung der Zukunft. Einer Zukunft, in der wir alle sozial vernetzt sind. Unsere Freunde wissen, wo wir gerade Kaffee trinken, was wir für Kleidung tragen und mit wem wir gerade reden. Die Fotos und Videos finden sie kurz darauf im Profil und wer bei dem ganzen Spass nicht mitmacht, zahlt den doppelten Preis für sein Getränk. Das Erschreckende daran ist: Das könnte tatsächlich passieren.
Facebook hat sich in den letzten Jahren nicht nur zur grössten mit private Informationen gefüllten Datenkrake der Welt gemausert, es streckt seine Fangarme auch immer weiter ins Internet aus. Auf jeder zweiten Webseite findet man heutzutage einen "Gefällt mir" Button und schon allein durch seine Anwesenheit verrät er Facebook bereits, wer gerade diese Seite betrachtet. Ganz kurze Erklärung dazu: Der Button wird von Facebook geladen und enthält eine eindeutige Kennung, wer ihn also vor sich sieht, hat damit bereits seine IP-Adresse und einige Browserdaten zu Facebook übermittelt. Ganz ohne ihn anzuklicken - und das ist vielleicht das Gefährlichste daran.
Ganz eindeutig will Facebook aber nicht nur wissen, wer gerade wo steht und/oder surft sondern vor allem, wer mit wem befreundet ist. Denn durch diese Kombination ergibt sich marketingtechnisch folgendes Dynamit: Facebook weiss, was meine Freunde mögen. Was so banal klingt, hat weitreichende Folgen, denn wie kann ich mich in meinem Freundeskreis profilieren? Wie kann ich mit der neusten Mode angeben? In erster Linie muss ich dazu wissen, was meine Freunde erwarten, sprich: was sie selbst mögen. Facebook schafft diese Verbindung aber nicht (nur) für mich sondern für die ganzen Firmen, die einen Platz für ihre Werbung suchen.
Kleines Beispielszenario: Es beginnt damit, dass ich und ein paar Freunde eine Party/Konzert/sonstwas besuchen. Wie das so ist, werden da viele Fotos geschossen. Einige Zeit später surft einer meiner Freunde auf Sport-Webseiten und entdeckt einen Turnschuh, der ihm gefällt. Den Link dazu schickt er per E-Mail oder ICQ an seine Freunde weiter. So weit so gut.
Jetzt kommt aber Facebook ins Spiel: Da sich auf der Webseite des Sportgeschäfts ein "Gefällt mir" Button befindet, weiss Facebook, wer alle diese Seite betrachtet hat. Und Facebook weiss natürlich, wer mit wem befreundet ist. Woher? Nun, die Fotos von der Party sind ebenfalls bei Facebook gelandet, denn jemand, den wir nicht einmal kennen, hat seine Bilder bei Facebook hochgeladen. Und jemand anderes hat uns darauf wiedererkannt und die Namen eingetragen. Da wir also auf demselben Foto (vielleicht sogar auf mehreren) zu sehen waren, kann Facebook schlussfolgern, dass wir in einer freundschaftlichen Beziehung zueinander stehen (das nur um zu zeigen, wie gefährlich die Datenkrake mittlerweile geworden ist - viel einfacher gehts natürlich, wenn wir uns bereits bei Facebook untereinander verlinkt haben).
Infolgedessen blendet Facebook bei mir die Werbung des Turnschuhs ein. Infolgedessen blendet Facebook bei mir die Werbung des Turnschuhs ein!
Der letzte Satz steht absichtlich 2x da, denn er ist an Brisanz kaum zu übertreffen. Für mich als ahnungslosen Surfer klingt das zunächst ganz harmlos, ja um genau zu sein klingt das sogar sehr gut: Statt den üblichen Pornoseiten wird mir Werbung von Produkten gezeigt, an denen ich tatsächlich interessiert sein könnte. Oder nicht nur könnte sondern wahrscheinlich auch bin, denn meine Freunde finden diese Produkte schliesslich auch gut. Und genau da liegt der Hund begraben. Aus Sicht einer Firma, die mir ihre Produkte andrehen will und sich dadurch eine goldene Nase verdient, dass ich jede Woche neue Klamotten kaufen muss, weil ich mich dem gesellschaftlichen Zwang auf dem Pausenplatz unterwerfe, ist solch ein Zusammenhang von unschätzbarem Wert. Und genau diese Zielgruppe ist es auch, die am meisten unter Facebook leiden wird. Wer kein Facebook-Profil hat oder keine Interessen einträgt, das Geotracking deaktiviert und auch sonst nicht jeden Schmarrn mitmacht, der ist automatisch "out" und wird von seiner Gesellschaft ausgegrenzt. Auf der anderen Seite sind diejenigen "in", die brav mitmachen und nicht nur Facebook sondern letztendlich auch den Werbekunden gutes Geld einbringen.
Einiges davon mag überspitzt klingen, aber wir sind auf dem besten Weg in diese glorreiche Zukunft, in der wir alle "sozial" sind, wie Zuckerberg in jedem Interview etwa hundertmal betont. Damit meint er aber nicht, dass wir uns um unsere Mitmenschen kümmern oder sie zu einem gemütlichen Abend einladen um dabei Neuigkeiten auszutauschen sondern dass wir ihre Profile anklicken und ihnen bei Farmville Geschenke hinterlassen, nachdem wir ihre Fotos durchgescrollt und "lol" darunter geschrieben haben. Jeder hat dann seine kleine Facebook-Welt mit hunderten von Freunden aus aller Welt, mit denen er täglich belanglosen Quatsch austauscht, der von Facebook zu Gold gepresst wird. Am besten noch unterwegs mit dem Handy, dann müssen wir niemandem ins Gesicht schauen und uns auch nicht im Zug mit Fremden unterhalten.
So sieht unsere "soziale" Zukunft aus. Gefällt mir.
Mark Zuckerberg hat eine klare Vorstellung der Zukunft. Einer Zukunft, in der wir alle sozial vernetzt sind. Unsere Freunde wissen, wo wir gerade Kaffee trinken, was wir für Kleidung tragen und mit wem wir gerade reden. Die Fotos und Videos finden sie kurz darauf im Profil und wer bei dem ganzen Spass nicht mitmacht, zahlt den doppelten Preis für sein Getränk. Das Erschreckende daran ist: Das könnte tatsächlich passieren.
Facebook hat sich in den letzten Jahren nicht nur zur grössten mit private Informationen gefüllten Datenkrake der Welt gemausert, es streckt seine Fangarme auch immer weiter ins Internet aus. Auf jeder zweiten Webseite findet man heutzutage einen "Gefällt mir" Button und schon allein durch seine Anwesenheit verrät er Facebook bereits, wer gerade diese Seite betrachtet. Ganz kurze Erklärung dazu: Der Button wird von Facebook geladen und enthält eine eindeutige Kennung, wer ihn also vor sich sieht, hat damit bereits seine IP-Adresse und einige Browserdaten zu Facebook übermittelt. Ganz ohne ihn anzuklicken - und das ist vielleicht das Gefährlichste daran.
Ganz eindeutig will Facebook aber nicht nur wissen, wer gerade wo steht und/oder surft sondern vor allem, wer mit wem befreundet ist. Denn durch diese Kombination ergibt sich marketingtechnisch folgendes Dynamit: Facebook weiss, was meine Freunde mögen. Was so banal klingt, hat weitreichende Folgen, denn wie kann ich mich in meinem Freundeskreis profilieren? Wie kann ich mit der neusten Mode angeben? In erster Linie muss ich dazu wissen, was meine Freunde erwarten, sprich: was sie selbst mögen. Facebook schafft diese Verbindung aber nicht (nur) für mich sondern für die ganzen Firmen, die einen Platz für ihre Werbung suchen.
Kleines Beispielszenario: Es beginnt damit, dass ich und ein paar Freunde eine Party/Konzert/sonstwas besuchen. Wie das so ist, werden da viele Fotos geschossen. Einige Zeit später surft einer meiner Freunde auf Sport-Webseiten und entdeckt einen Turnschuh, der ihm gefällt. Den Link dazu schickt er per E-Mail oder ICQ an seine Freunde weiter. So weit so gut.
Jetzt kommt aber Facebook ins Spiel: Da sich auf der Webseite des Sportgeschäfts ein "Gefällt mir" Button befindet, weiss Facebook, wer alle diese Seite betrachtet hat. Und Facebook weiss natürlich, wer mit wem befreundet ist. Woher? Nun, die Fotos von der Party sind ebenfalls bei Facebook gelandet, denn jemand, den wir nicht einmal kennen, hat seine Bilder bei Facebook hochgeladen. Und jemand anderes hat uns darauf wiedererkannt und die Namen eingetragen. Da wir also auf demselben Foto (vielleicht sogar auf mehreren) zu sehen waren, kann Facebook schlussfolgern, dass wir in einer freundschaftlichen Beziehung zueinander stehen (das nur um zu zeigen, wie gefährlich die Datenkrake mittlerweile geworden ist - viel einfacher gehts natürlich, wenn wir uns bereits bei Facebook untereinander verlinkt haben).
Infolgedessen blendet Facebook bei mir die Werbung des Turnschuhs ein. Infolgedessen blendet Facebook bei mir die Werbung des Turnschuhs ein!
Der letzte Satz steht absichtlich 2x da, denn er ist an Brisanz kaum zu übertreffen. Für mich als ahnungslosen Surfer klingt das zunächst ganz harmlos, ja um genau zu sein klingt das sogar sehr gut: Statt den üblichen Pornoseiten wird mir Werbung von Produkten gezeigt, an denen ich tatsächlich interessiert sein könnte. Oder nicht nur könnte sondern wahrscheinlich auch bin, denn meine Freunde finden diese Produkte schliesslich auch gut. Und genau da liegt der Hund begraben. Aus Sicht einer Firma, die mir ihre Produkte andrehen will und sich dadurch eine goldene Nase verdient, dass ich jede Woche neue Klamotten kaufen muss, weil ich mich dem gesellschaftlichen Zwang auf dem Pausenplatz unterwerfe, ist solch ein Zusammenhang von unschätzbarem Wert. Und genau diese Zielgruppe ist es auch, die am meisten unter Facebook leiden wird. Wer kein Facebook-Profil hat oder keine Interessen einträgt, das Geotracking deaktiviert und auch sonst nicht jeden Schmarrn mitmacht, der ist automatisch "out" und wird von seiner Gesellschaft ausgegrenzt. Auf der anderen Seite sind diejenigen "in", die brav mitmachen und nicht nur Facebook sondern letztendlich auch den Werbekunden gutes Geld einbringen.
Einiges davon mag überspitzt klingen, aber wir sind auf dem besten Weg in diese glorreiche Zukunft, in der wir alle "sozial" sind, wie Zuckerberg in jedem Interview etwa hundertmal betont. Damit meint er aber nicht, dass wir uns um unsere Mitmenschen kümmern oder sie zu einem gemütlichen Abend einladen um dabei Neuigkeiten auszutauschen sondern dass wir ihre Profile anklicken und ihnen bei Farmville Geschenke hinterlassen, nachdem wir ihre Fotos durchgescrollt und "lol" darunter geschrieben haben. Jeder hat dann seine kleine Facebook-Welt mit hunderten von Freunden aus aller Welt, mit denen er täglich belanglosen Quatsch austauscht, der von Facebook zu Gold gepresst wird. Am besten noch unterwegs mit dem Handy, dann müssen wir niemandem ins Gesicht schauen und uns auch nicht im Zug mit Fremden unterhalten.
So sieht unsere "soziale" Zukunft aus. Gefällt mir.
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