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Das geflügelte Pferd

22. August 2006 von Paige
"Miko? Wo bist du?" schrie ein Mädchen von etwa 15 Jahren in den großen Wald. Miko, ihr Pferd, war spurlos verschwunden. Es war jedoch nicht irgendein Pferd, sondern ein geflügeltes Pferd. Syno, das Mädchen, zog sich ihren Überhang zu recht. Sie und das Pferd waren die einzigen Überlebenden von Troja. Der verbrannten Stadt. "Miko! So komm doch bitte, bitte heraus!" Da hörte Syno Schritte neben sich. Schnell fuhr sie herum, wollte schon auf das Geräusch zulaufen, von dem sie dachte es sei Miko, doch dann stoppte sie abrupt in der Bewegung, als ein Mann aus dem Gestrüpp trat. "Na, was bist du denn für eine Schöne? So etwas hab ich ja schon lange nicht mehr gesehen! Komm mit, hinter den Busch, dann werd ich dir deinen ängstlichen Blick vertreiben!" So schnell sie konnte, drehte sich Syno um und rannte davon. Doch bereits nach wenigen Schritten hatte sie der Mann erreicht und zog an ihrem Arm, so dass Syno stolperte und hinfiel. "Was?" fragte der Mann. "So nötig hast du es schon? Nun gut, dann will ich dir deinen Wunsch nicht länger vorenthalten." Gerade, als er dabei war ihr Überkleid zu entfernen, brach er über ihr zusammen. Hinter ihm stand ein Junge, mit einem Holzscheit in der Hand. "Ist dir was passiert Syno?" Syno schüttelte nur den Kopf. Ihre Oberschenkel lagen frei, als der Junge den Mann von ihr zerrte. Als der Junge das sah, wurde er rot. Schnell drehte er sich um. Als Syno bemerkte, dass der Junge weggeschaut hatte, fiel ihr ebenfalls auf, dass sie, wie sie glaubte, halb nackt war. "Danke Miko. Aber wo warst du? Ich hatte nach dir geschrien!" "Tut mir leid, aber ich war etwas weiter weg und ging dann nur ganz langsam zurück... Als ich dich schreien hörte, bekam ich Angst und beeilte mich... Oh mein Gott, wenn dieser Mann dir etwas angetan hätte... Ich hätte es mir nie verziehen!" Syno umarmte Miko stürmisch. Hätte sie gewusst, dass Miko mehr für sie empfand, als nur die Liebe, die sie für ihn zu dieser Zeit verspürte, hätte sie es nicht getan. Es war ein Unterschied, wenn man miteinander aufgewachsen war und wie Geschwister geliebt hatte, oder wenn man jemanden wirklich liebte. "Wir müssen weiter! Trete ein Stück zurück." Syno tat wie geheißen. Da veränderte sich Miko. Arme und Beine wurden länger, der Rücken gerade, der Hals und das Gesicht lang . Dieser Vorgang dauerte nicht lange, und als Miko fertig war, stand vor Syno ein wunderschönes weißes Pferd, dem aus dem Rücken Flügel gewachsen waren. In seiner Pferdegestalt konnte Miko nicht reden, so deutete er nur einen Wink mit dem Kopf an. Syno tat wie geheißen und stieg auf. Dann breitete Miko seine Flügel aus, rannte ein kleines Stück und erhob sich in die Lüfte. Syno hielt sich fest, um nicht herunterzufallen, und redete mit dem Pferd. "Oh Gott, ich hatte solche Angst. Sogar noch mehr als mein Troja..." sie verstummte. Als sie beinahe eine Stunde geflogen waren, landete Miko zögerlich. Als Syno abgestiegen war, verwandelte Miko sich zurück. "Ich habe kein gutes Gefühl, aber ich musste landen. Ich habe Hunger und dort vorne ist eine Stadt." Syno nickte und rannte voran, mit knurrendem Magen. Doch sie wussten nicht, was dieser Ort noch verbergen sollte.

Sie wurden freundlich willkommen geheißen und in ein Wirtshaus gebracht. "Was darf es sein?" fragte der Wirt sie freundlich. "Etwas Wein, Brot und Käse." "Lasst mich nicht unhöflich erscheinen, aber könnt ihr bezahlen?" Miko nickte und ließ eine Silbermünze in die Hand des Wirtes gleiten. "Und ein Zimmer für die Nacht." der Wirt nickte und wies ihnen einen Tisch in einer Ecke zu. Syno setzte sich hin und wartete, Miko ebenfalls. Da trat ein Junge, in Mikos Alter, ungefähr 16 zu ihnen. "Darf ich mich zu euch setzen?" Miko nickte und so nahm der Junge neben Syno Platz. "Ihr seid auf der Durchreise?" Syno nickte und lächelte. "Wohin, wenn man fragen darf?" "Nirgendwo. Wir suchen einen Ort, wo wir uns niederlassen können. Wir kommen von Troja." Die Augen des Jungen weiteten sich. "Und wie heißt du, wenn du uns schon so fragst?" ließ Miko unfreundlich vernehmen. "Mein Name ist Toko. Ich wohne in dieser Stadt. Ihr seid Überlebende? Wirklich? Ich habe gehört was mit Troja geschehen ist, konnte es aber nicht glauben." "Nun ja," begann Syno. "Um es kurz zu machen: Odysseus legte uns durch einen List herein und in der Nacht fielen sie über Troja her und verbrannten es. Wir konnten nur fliehen, weil... äh... weil wir einen geheimen Tunnel hatten." Toko nickte, wie Miko. Da kam der Wirt zurück. Auf seinen Armen waren zwei Becher voll Wein, zwei Stück Brot, sowie Käse. Als er alles abgestellt hatte, machte er einen Knicks und sagte "Majestät." Dann verschwand er. "Majestät?" riefen sowohl Miko als auch Syno im selben Augenblick. "Nun ja, noch ist mein Vater der Herrscher hier. Irgendwann einmal bin ich der Herrscher, ja. Aber lasst euch von dem Majestät nicht einschüchtern. Wir haben gerade so schön geplaudert." Syno lachte und Miko grinste. Als Synos Lachen an Tokos Ohren gelangte, gefror etwas in ihm. "Ich will sie haben." schoss ihm durch den Kopf. "Wollt ihr heute Abend nicht in meiner Villa schlafen? Es kostet nichts und dann bin ich nicht so alleine." meinte Toko lächelnd. Syno sah Miko an. Dieser überlegte. Ihm würde die Herberge besser gefallen, da er gesehen hatte, wie Toko Syno anstarrte, doch Syno wollte es. Als nickte er mit dem Kopf und sagte "Wir nehmen dein Angebot dankend an."

Sie blieben jedoch nicht nur einen Tag sondern eine ganze Woche, die voller Freude war, aber auch Schatten mit sich brachte. Denn am siebten Tag geschah es, weshalb sie die Gastfreundschaft nicht länger in Anspruch nehmen konnten.

Toko und Miko standen alleine am Hof. "Du liebst sie, nicht wahr? Ich aber auch." sagte Toko zu Miko. "Ja. Ich liebe sie mehr als alles andere. Schon seit ich sie kenne." Wortlos reichte Toko Miko ein Schwert. Es wurde ein harter Kampf. Kaum hatte einer einen Angriff gemacht, den der andere abgewehrt hatte, wurde der nächste begonnen. Sie kämpften bereits eine Stunde, als sich die Menge der Sklaven, die um sie standen, teilte und Syno in der Gasse stand. Beide Jungen hatten für einen kurzen Augenblick ihre Kontrolle vergessen. Sie merkten es beide im gleichen Augenblick. Jeder durchstach die Brust des anderen. Beide fielen. Beide starben langsam. Syno eilte zu ihnen. Sie nahm Mikos Kopf in ihre Hand. Dieser sagte. "Bitte, liebste Syno, küss mich. Ein erstes und letztes Mal!" Da empfand Syno diese tiefe Liebe, die auch Miko für sie hatte, und so küsste sie ihn innig. Nach dem Kuss schloss Miko für immer die Augen. Toko wurde von den Sklaven derweilen beweint. Er war für sie ein gnädiger Herr gewesen. Syno dachte, ihr Herz müsste zerspringen. Da flüsterte sie "Mein geliebter Miko, ich folge dir!" da nahm sie das Schwert und durchstach sich an der selben Stelle wie Miko.

Noch heute gibt es diese Legende. Legende deshalb, weil die versammelten Sklaven aus tiefstem Herzen schwörten, sie hätten ein Mädchen mit langen Haaren und ein geflügeltes Pferd in den Himmel fliegen sehen. Und doch dauerte es noch Jahrtausende, bis diese Geschichte niedergeschrieben wurde. Sie wurde immer nur mündlich weitererzählt. Die Geschichte des geflügelten Pferdes von Troja; den letzten Überlebenden.
Themen: Fantasy PaigeGeschichte


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